ITA ING DEU

Notiz 34: Warum es im Himmel keine Fernsehapparate gibt

Was die wenigsten wissen: im Himmel gibt es keine Glotze. Das mag die Christen unter Ihnen zunächst befremden, weil zu den vielen Dingen, an die sie glauben, auch die feste Zuversicht zählt, im Paradies dermaleinst auf nichts verzichten zu müssen, was zu einem wahrhaft seligen Leben gehört. Aber schon kurzes Nachdenken hilft diesem Irrtum ab: wer würde es wohl ernsthaft als Belohnung empfinden, in alle Ewigkeit ohn Unterlass nachmittags Bärbel Schäfer, am Vorabend die Telenovelas, nach der Tagesschau immer mehr Tatorte voller Schleichwerbungsmetastasen und gar Sonntag für Sonntag Sabine Christiansen kucken zu müssen? Nein, nein, im Paradisneyland ist die wahre Glückseligkeit garantiert durch geregeltes Frohlocken und Hallelujah-Singen – bekannt aus „Ein Münchener im Himmel“ – , unaufhörliche und Gott sei Dank natürlich widernatürlich-sexlose Liebe (vgl. Benedikt 16: „Deus est caritas“) und das fröhliche Wiedersehen mit Menschen, die man allzu früh verloren hat, sowie das – überraschenderweise ohne Wutanfälle verlaufende – Treffen auf Menschen, die man eigentlich eine Etage tiefer wähnte (und wünschte). Das genügt völlig als Programm, kein Engel vermisst die Ablenkung, Erregung, Einschlafhilfe oder den dankbar begrüßten Ersatz für quälende Gespräche im Familienkreis, was alles das Fernsehen uns auf Erden so bietet.
Wie alles im Himmel – und in der Hölle natürlich auch – ist das kein Zufall, sondern von Gott, seinem Herrn Sohn und dem messerscharf nach- und vorausdenkenden Heiligen Geist in Gnade und Weisheit so gefügt. Als der Herr nach dem Urknall damals eine Woche lang an dem Projekt Erde gebastelt hatte, sah er bekanntlich, dass alles gut war. Dummerweise blieb es nicht dabei (was ebenfalls weithin bekannt sein dürfte). Nach Evas Apfeltrick erfanden Adam und vor allem seine Söhne aller nachfolgenden Generationen fast nur Ungutes: den Krieg, die Sklaverei, die Ehe, die Waffen (von der Lanze über den Vorderlader bis zur Atombombe), die Folter und die zugehörigen Instrumente von der Daumenschraube bis zum PKW, und nicht zuletzt eben auch den Rundfunk und das Fernsehen. Der Herr des Himmels sah das alles, war traurig und wütend, schickte erst die Sintflut (vergebens) und dann später seinen Sohn (dito, weil dessen aufopferungsvolles Bemühen durch die alsbald herumwuchernden Kirchen völlig konterkariert wurde). Gott sah dies wie alles von fern, wozu er keinen diesbezüglichen Apparat benötigte, und er sah es Tag für Tag, Jahrhundert für Jahrhundert und wurde immer trauriger und wütender. Und so tat er schließlich das Einzige, was zu tun er noch die Macht hatte: er verbannte wenigstens dieses Teufelszeug, genannt Massenmedien, in den Herrschaftsbereich desselben, in die Hölle also.
So kam es, dass es im Himmel keine Glotze gibt. Und dies ist ein weiterer Beweis für die Richtigkeit des Bibelwortes: Wer(s) glaubt, wird selig. Amen(de).

11. Juni 2006